Das Trio Belli-Fischer-Rimmer entwirft Programme über Stilgrenzen und Jahrhunderte hinweg. Im Haus der Musik Innsbruck denkt es Bachs Die Kunst der Fuge neu und verbindet sie mit Musik von Georg Friedrich Haas.
Hier haben sich drei gefunden, die auf das Können der jeweils anderen bauen und gemeinsam ein ungewöhnliches Projekt vorantreiben: Posaunist Frederic Belli, Schlagwerker Johannes Fischer und Pianist Nicholas Rimmer decken seit 15 Jahren überraschende musikalische Zusammenhänge auf und rücken Bekanntes in neues Licht. In «Songs without Words» setzten sie Tom Waits, Franz Schubert und Kurt Weill in Beziehung zueinander, in «Fresh Air!» waren es Claude Debussy, Johann Sebastian Bach, Blues und eigene Werke. Damit solche Pläne aufgehen, braucht es «eine stringente Konzeption», erläutert Johannes Fischer. «Wir haben eine fokussierte Herangehensweise an das, was und wie wir es spielen.» So könne man «tolle Gegenüberstellungen quer durch alle Genres machen, um festzustellen, dass Tom Waits nicht so weit von Franz Schubert entfernt ist, wie es das Geburtsdatum oder der Wohnort in Kalifornien vermuten lässt».
Steht die Programmidee, feilen die Musiker nicht nur an Stückauswahl und -abfolge, sondern auch am gemeinsamen Klang, der «mit jedem Projekt reicher und vielfältiger wird», meint Fischer. Arrangements entstehen in experimenteller Probenarbeit, Improvisation hat ihren festen Platz. Das wird auch im Haus der Musik Innsbruck so sein, wenn sich das Trio Johann Sebastian Bach und seinem «würdigen Gegenüber» Georg Friedrich Haas widmet. Bachs Kunst der Fuge wählten die drei, «weil ohnehin keine Instrumentierung vorgegeben ist, sondern die Musik auf einer ganz radikalen Konstruktionsebene gedacht ist».
Daraus entwickelte das Trio einen Abend im Bach’schen Kosmos, in dem «auch elektronische Instrumente, Sampler und elektroakustische Klangprozesse zum Einsatz kommen», verrät der Schlagwerker. «Aber alles basiert auf der Substanz des Originals oder bedient sich auf unsere Weise an den kompositorischen Methoden des Meisters.» Die Kunst liegt darin, alles so miteinander zu verbinden, dass ein «großer atmender Bogen entsteht». Georg Friedrich Haas’ Musik mit ihrer klaren Konstruktion und ihrer sinnlichen, klanglichen Ebene fügt sich hier ebenso ein. «Sie entfaltet oft einen fast magischen Sog», schwärmt Fischer, «die Hörenden werden eingeladen, in ein Naturereignis einzutauchen.»
BILD Nari Hong