

Der Blasmusikverband Tirol feiert seine ersten 100 Jahre mit Johann Sebastian Bach im Haus der Musik. Zwei der besten heimischen Blasorchester spielen dazu im Großen Saal auf: die Stadtmusikkapelle Landeck unter der Leitung von Helmut Schmid und die Swarovski Musik Wattens, dirigiert von Stefan Köhle.
Veranstaltungshaus, Zentrum des Austauschs, Ausbildungsstätte und ein Ort, an dem sich das Musikleben in vielen Schattierungen mischt – all das ist das Haus der Musik Innsbruck. Seine Nutzer:innen ins Konzertgeschehen im Haus einzubinden und außergewöhnliche Kooperationen zu initiieren, ist gängige Praxis. Für Direktor Wolfgang Laubichler bot sich daher an, das Jubiläum des Blasmusikverbandes Tirol 2025 mit dem aktuellen Bachschwerpunkt zu verknüpfen. Zusammen mit Verbandsobmann Elmar Juen wählte er zwei Kapellen aus, die jeweils ein Set im Konzert spielen.
Mehr Kapellen als Gemeinden
In Projekten wie diesen können Blasorchester ihre Stärken ausspielen. Gerade in den letzten 20, 30 Jahren gab es aufgrund der hervorragenden Ausbildung eine „fast revolutionäre Qualitätsentwicklung“, freut sich Elmar Juen. Bei einem der 303 Blasorchester in 277 Tiroler Gemeinden mitzuwirken, ist für Musiker:innen aller Altersgruppen attraktiv. Und nicht wenige, die heute als Konzertsolist:innen und Mitglieder internationaler Symphonieorchester tätig sind, sammelten in einer Dorfkapelle erste Erfahrungen im gekonnten Zusammenspiel.
Mittlerweile haben etliche Tiroler Blasorchester symphonische Werke früherer Epochen im ständigen Repertoire und führen auch zeitgenössische klassische Musik auf. Zu den besten dieser Ensembles zählen die Stadtmusikkapelle Landeck und die Swarovski Musik Wattens. Sie nahmen die Einladung, das 100-jährige Verbandsjubiläum mit Johann Sebastian Bach zu begehen, gerne an.
„Gewöhnlich“, doch „nicht alltäglich“
Als „gewöhnliches Tiroler Vereinsorchester, das alle kulturellen Aufgaben in der Stadt wahrnimmt“, bezeichnet Helmut Schmid die von ihm geleitete Stadtmusikkapelle Landeck. Im Kalender des Klangkörpers finden sich kirchliche Feste ebenso wie das Spiel in kleinen Ensembles, zwei große Konzerte im Jahr und nicht zuletzt die Teilnahme an Wertungsspielen. Zurzeit bereitet sich die Kapelle auf einen internationalen Wettbewerb beim Deutschen Musikfest in Ulm/Neu-Ulm im Mai vor. Diese intensive Phase und die Wochen danach nützen Helmut Schmid und die Musiker:innen auch für die Vorbereitung auf das Bach-Konzert im Haus der Musik Innsbruck.
Zum Auftritt im Großen Saal werde man wie gewohnt in der Tracht ausrücken, erzählt Schmid, das passt zum Selbstverständnis der Musikkapelle und zur 100-Jahr-Feier des Blasmusikverbands Tirol. Das musikalische Material erfordere aber, nicht ausschließlich die volle Besetzung von 70 Leuten aufzubieten, sondern auch kleinere Ensembles zu bilden bzw. andere Instrumente wie Cembalo dazuzunehmen.
Neben einer „nicht ganz alltäglichen Version“ der Toccata und Fuge d-Moll, dem berühmtesten Orgelwerk von Johann Sebastian Bach, setzt die Stadtmusikkapelle Landeck auch auf eine Gattung, die von Blasorchestern häufiger übernommen wird: die großen Choräle wie Wohl mir, dass ich Jesum habe („Jesu bleibet meine Freude“). Einstudiert werden sowohl vorhandene Transkriptionen als auch ein Stück, das Albert Schwarzmann, Professor an der Universität Mozarteum Salzburg, eigens für die Kapelle eingerichtet hat.
Der Anreiz: außergewöhnliche Projekte
Anders als die Stadtmusikkapelle Landeck hat die Swarovski Musik Wattens ihre Wurzeln nicht nur in der Gemeinde, sondern begann 1900 als „Fabriksmusik“ des namengebenden Kristallkonzerns. Noch heute sind Markt und Unternehmen die Heimat des symphonisch besetztes Blasorchesters mit 62 aktiven Mitgliedern.
Vor allem ambitionierte Amateur:innen und Studierende finden den Weg ins Orchester, erzählt dessen Leiter Stefan Köhle. Außergewöhnliche Projekte wie das aktuelle Bach-Konzert sind ein Anreiz, bei der Swarovski Musik Wattens mitzumachen, meint Köhle.
Auf der Suche nach geeigneten Werken stieß der Kapellmeister auf das Doppelkonzert c-Moll für zwei Cembali BWV 1060 und bereitete es für Piccolotrompete und Querflöte auf. Statt des Streicherensembles wirken „Klarinetten, Saxophone, Hörner, Kontrabass und Cembalo“ mit. Die Reduktion auf knapp 20 Musiker:innen liegt im Klang begründet: Er soll trotz der Übertragung auf Blasinstrumente unverfälscht und leicht bleiben, das Ensemble soll die Solostimmen begleiten, nicht übertönen.
Groß auftrumpfen darf das gesamte Orchester dann aber doch noch. An der Aufführung des zeitgenössischen Stücks Bachseits von Johannes Stert sind alle Instrumente von der Blockflöte bis zur Tuba und zum Schlagwerk beteiligt, außerdem Klavier und Harfe. Auch bei dieser Fantasie über Motive aus der Chaconne d-Moll für Solovioline von Johann Sebastian Bach funktioniert die Transformation reibungslos, meint Stefan Köhle. „Man kann bei Bach nichts kaputtmachen, wenn man ein anderes Instrument verwendet. Bach bleibt immer Bach. Das ist es, was den größten Komponisten aller Zeiten ausmacht.“
BLASMUSIKVERBAND TIROL
16.000 aktive Musiker:innen, Marketenderinnen, Fähnriche und Funktionäre sind in 303 Blasmusikkapellen in Tirol tätig. Unterstützung und Service bietet den Orchestern der 1925 gegründete Blasmusikverband Tirol, der seit 2018 im Haus der Musik Innsbruck beheimatet ist. Sein Aufgabengebiet erstreckt sich auf Aus- und Fortbildungen, Wertungsspiele und Ehrungen sowie organisatorische Belange und die Aufbereitung von neuem Repertoire. 2025 feiert der Verband sein 100-jähriges Bestehen u. a. mit Konzerten und Wettbewerben. Das Festkonzert im Haus der Musik Innsbruck bildet den glanzvollen Abschluss für einen Tag der Blasmusik in der Innsbrucker Innenstadt.
HDM IN CONCERT: Blasmusik meets Bach
Bearbeitungen für sinfonisches Blasorchester
21.6.25 / 20.00 UHR
GROSSER SAAL / PREISE AB € 15
Stadtmusikkapelle Landeck
Leitung Helmut Schmid,
Swarovski Musik Wattens
Leitung Stefan Köhle
Kooperation Blasmusikverband Tirol