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Der französische Bach

Zu seinem Konzert „Bach & Frankreich“ bringt Peter Waldner sein eigenes Cembalo nach französischer Bauart mit ins Haus der Musik Innsbruck. Denn Waldner spielt Barockmusik im „französischen Stil“, den nicht nur die Franzosen perfekt beherrschten.

Wer am Pariser Hof Ludwigs XIV. gerade den Ton angab, welche neuen Werke die italienischen Meister soeben veröffentlicht hatten, darüber musste ein deutscher Komponist des 17. und 18. Jahrhunderts ebenso informiert sein wie seine Kollegen vor Ort. Im besten Fall machte er sich den französischen oder italienischen Stil zu eigen und entwickelte daraus eine eigene Stimme. Er vermochte ebenso zu komponieren, wie Antonio Vivaldi oder Louis und François Couperin es taten, ohne sie jedoch bloß zu kopieren oder nachzuahmen.

Das ging durchaus auch, ohne diese Länder selbst zu besuchen, wie Peter Waldner am Beispiel Johann Sebastian Bach zeigt. Der Komponist, der nie weiter als nach Berlin reiste, beschäftigte sich Zeit seines Lebens intensiv mit den aktuellen Strömungen der Musik. Er beschaffte sich die neuesten Druckwerke, kopierte händisch Noten und stand im Austausch mit anderen Musikern. Dass die französischen Komponisten seit Jacques Champion de Chambonnières Bücher mit ihren Cembalo- und Orgelkompositionen drucken ließen, erleichterte es, den Werken auf den Grund zu gehen. In Bachs Bibliothek finden sich dementsprechend Noten der Zeitgenossen sowie bedeutende ältere Kompositionen, die er eingehend studierte.

In Frankreich waren in der Zeit des Absolutismus Louis Couperin und sein Neffe François Couperin „Le Grande“, Louis Marchand und François d’Agincourt en vogue. Ihre Musik war – ebenso wie die barocke Architektur oder Malerei – „extrem verfeinert“, sagt Peter Waldner über die französischen Stücke in seinem Konzert. „Der Schmuck war sehr wichtig und nahezu jeder Komponist stellte seinen Cembalobüchern eine eigene Verzierungstabelle voran.“ Bach, der „immer dabei war, seinen Horizont zu erweitern, fasste all das in einer Synthese zusammen“, zeigt sich Waldner begeistert. „Er konnte daher zum Beispiel im französischen Stil völlig selbstständig komponieren.“ Den Beweis trat er unter anderem mit der Ouverture nach Französischer Art in h-Moll BWV 831 an, einer großen Suite, die Waldner ans Ende des Konzerts gestellt hat. „Sie dauert eine halbe Stunde“, sagt Waldner, „das ist praktisch Orchestermusik für das Cembalo. Bach bringt das auf einen absoluten Gipfelpunkt.“

Von Esther Pirchner

 

KLAVIER & CO: BACH & FRANKREICH

Peter Waldner . Cembalo

MI 10. Mai 2023
Beginn 20.00 . Großer Saal

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