| Blogbeitrag

Für die im Dunkeln

Alles mit allem verweben Schauspielerin und Sängerin Delia Mayer und Perkussionist Fabian Ziegler im Bühnenwerk Große und kleine Leute: Poesie mit Gesang, Rezitation mit Schlagwerk, Malerei mit Videokunst. Den nicht Beachteten, Unsichtbaren leihen sie ihre Stimmen.

Eine Schauspielerin und ein Musiker sind das Personal, das diesen Abend performativ meistert, den Hintergrund dafür bildet eine Leinwand, belebt durch Videos und animierte Malerei. Texte, Lieder und perkussive Musik greifen ineinander, tauchen auf und verebben wieder. Ähnlich dicht Verwobenes kennt man von Barbara Sukowa, die mit Reinbert De Leeuw und dem Asko | Schönberg Ensemble Lieder aus Schubert- und Schumann-Zyklen miteinander verstrickte, oder Birgit Minichmayr und Martin Siewert, die rund um Lotte Lenya, Kurt Weill und Bertolt Brecht einen ganzen Kosmos aus Erinnerungen, Gedichten, Liedern und Visuals entwarfen. Ein Vers von Bertolt Brecht aus der Dreigroschenoper würde auch auf die Großen und kleinen Leute passen:
«Denn die einen stehn im Dunkeln/Und die andern stehn im Licht;/Und man sieht nur die im Lichte/Die im Dunkeln sieht man nicht».

Delia Mayer wählte jedoch ein subtileres Gedicht von ihm, jenes vom im lichtlosen Hof dahinvegetierenden «Pflaumenbaum», das Hanns Eisler vertonte. Daneben setzt die ausgebildete Schauspielerin und Sängerin Texte von Botho Strauß und William Shakespeare, Peter Bichsel, Sibylle Lewitscharoff, Georg Büchner und anderen, die sich mit den Menschen «zwischen Außenseitertum und Anpassungszwang, zwischen Dabeisein und Bedeutungslosigkeit» beschäftigten. Rezitiertes und Gesungenes ist dabei – und viel Musik vom Perkussionisten Fabian Ziegler, der mit Trommeln, Gongs, hölzernem G’lachter und sonstigem Schlagwerk den Text unterstreicht oder ihm solistische Instrumentalmusik gegenüberstellt.

Gemeinsam spannen sie einen Bogen von Henry Purcells Cold Song und Gustav Mahlers Rückert-Vertonung Ich bin der Welt abhanden gekommen über Aaron Coplands Why Do They Shut Me out of Heaven nach Emily Dickinson bis zu Solokompositionen für Schlagwerk von John Psathas und Iannis Xenakis.

Die dritte Ebene neben Wort und Ton ist jene des Bildes. Die Bildhauerin und Bühnenbildnerin Mirella Weingarten und die Videokünstlerin Wiebke Pöpel erstellten für Große und kleine Leute Visuals, die das Livegeschehen auf der Bühne begleiten. Sie machen, wenn Mayer und Ziegler für die Unerhörten sprechen, das Licht an, damit man die im Dunkeln sieht.

WORT & MUSIK: GROSSE
UND KLEINE LEUTE

Musik und Texte von Purcell bis Brecht
12.3.25
Beginn 20.00 Uhr. Großer Saal.

INFOS & KARTEN

Weitere Beiträge

Alle anzeigen

Ein klangschöner Zeitvertreib

weiterlesen

Wir präsentieren den Spielplan 25/26

weiterlesen

Mikrotöne, neu gehört

weiterlesen