

Das Wohltemperierte Klavier ist das «Alte Testament » der Klavierliteratur. Selten hört man einen kompletten Teil an einem Abend, so gut wie nie auf unterschiedlichen Instrumenten. Aber darin liegt der besondere Reiz dieses Abends.
Das Wohltemperierte Klavier (WTK) ist eine Sammlung von jeweils 24 Präludien und Fugen in zwei Bänden. Die Stücke sind chromatisch durch alle Tonarten gereiht, wobei die gleichnamige Molltonart direkt auf die Durvariante folgt. Die sogenannte wohltemperierte Stimmung ermöglichte erstmals das Spiel in allen Tonarten. Laut Bach selbst diene es «zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib».
Das Konzert mit drei unterschiedlichen Instrumenten stellte von Anfang an ganz besondere Fragen. Die wichtigste lautete: Mit welchem Instrument sollten die jeweiligen Stücke gespielt werden? Das WTK ist im Gegensatz zu anderer Tastenmusik Bachs, beispielsweise der Goldbergvariationen, nicht für einen bestimmten Typ von Tasteninstrumenten gedacht. Der Umfang von nur vier Oktaven C-c3 im WTK1 zielt genau auf diese Kompatibilität mit beispielsweise den gängigen Clavichorden, Cembali, Spinetten, Orgeln etc. ab. Jedes dieser Instrumente bietet unterschiedliche Zugangswege. Die Klarheit und Brillanz des Cembalos stehen der dynamischen und klanglichen Flexibilität des Clavichords gegenüber.
Die Orgel spielt ihre Stärken nicht nur durch ihre Klangfülle, sondern natürlich durch die Tondauer aus, wodurch die Qualität ausgehaltener Töne wunderbar zur Geltung kommt. Das moderne Klavier bietet für das WTK einige der dynamischen Möglichkeiten des Clavichords und bringt in großen Räumen die nötige Klangfülle. Das Akkordeon gab es natürlich zu Bachs Zeiten noch nicht. Es hat den Vorteil der Orgel in Bezug auf die Tondauer, allerdings sind die Töne formbar, kantabel gestaltbar und plastisch darstellbar. Da es hinsichtlich seines Tonumfangs einem zweimanualigen Cembalo gleicht, eignet sich dessen Repertoire bezüglich Ambitus und Stimmverteilung für die Übertragung sehr gut. Die Aufteilung der Stücke auf die Instrumente erfolgte also nach den individuellen Vorteilen der Instrumente bei jedem Stück.
Über die Instrumentenfrage hinaus diskutierten wir von Anfang an die Reihenfolge der Stücke im Konzert. Sollten wir größere Blöcke mit jeweils einem Instrument zusammenstellen oder die Originalreihenfolge belassen? Nach längerem Für und Wider entschieden wir uns für die zweite Variante, die zwar häufigere Wechsel der Spieler nach sich zieht, aber eine farbenreiche Abwechslung mit sich bringt.
Für die Proben bringt die Aufteilung auf verschiedene Instrumente keine besonderen Schwierigkeiten mit sich, da die einzelnen Stücke abwechselnd von jeweils nur einem Solisten gespielt werden. Ein gleichzeitiges Zusammenspielen gibt es somit nicht. Die Bühnensituation ist allerdings speziell, da drei Solisten mit ihren Instrumenten in Szene gesetzt werden und auch der Ablauf und der Wechsel klar sein müssen. Für Unterhaltung auf höchstem Niveau ist in jedem Fall gesorgt.
KLAVIER & CO:
DAS WOHLTEMPERIERTE KLAVIER II
Am Klavier, Cembalo und Akkordeon
Akkordeon Hans Maier, Cembalo Florian Birsak, Klavier Michael Schöch
8.5.25
Beginn 20.00 Uhr. Großer Saal.