| Blogbeitrag

Mikrotöne, neu gehört

Carl Philipp Emanuel Bach macht beim Ensemble konsTELLATION den Anfang. Von dort wagt es den Sprung ins 20. Jahrhundert, zu Alfred Schnittke und Arvo Pärt und zum Hauptwerk des Abends, fremde welten von Georg Friedrich Haas. 

Streicher und Klavier finden auf vielfältige Weise zusammen, wenn Geigerin Ivana Pristašová Zaugg, Pianist Josef Haller und das Ensemble konsTELLATION einen musikalischen Bogen vom Barock bis in die Jetztzeit spannen. Georg Friedrich Haas’ Werktitel fremde welten könnte als
Motto über diesem Abend stehen, denn es werden nicht nur große Zeitspannen überbrückt, es treffen auch verschiedene Stimmungssysteme und musikalische Kulturkreise aufeinander. Der virtuosen 2. Hamburger Symphonie von Carl Philipp Emanuel Bach folgt Alfred Schnittkes Werk mit Bezügen zu Mozart und Haydn, während Arvo Pärt in Orient & Occident auf einen im West- wie im Ostchristentum gebräuchlichen liturgischen Text zurückgreift.

Georg Friedrich Haas hingegen verwarf seinen ursprünglichen Plan, in fremde welten von 1997 einem traditionell gestimmten Konzertflügel – als Symbol der westlichen Musiktradition – «eine Gruppe von Streichinstrumenten gegenüber[zu] stellen, deren Saiten in Intervallen diverser
sogenannter ‚außereuropäischer‘ Musiktraditionen gestimmt sein sollten». Stattdessen leben in dem Werk nun seine «ureigenen einander fremden Welten miteinander». Das bezieht sich auf unterschiedliche Stimmungen – die Saiten der Streichinstrumente werden umgestimmt und darauf vorwiegend natürliche Flageoletts gespielt –, auf die Klangwelten seiner musikalischen Idole und auf «eine funktionslose Diatonik, die den letzten Teil des Werkes durchzieht» (Haas). Diese Prinzipien sind bei Haas mehrfach präsent: «Obertonakkorde und Ivan Wyschnegradskys nicht-oktavierende Klangräume – die Faszination dieser einander fremden Welten hat mich seit 1997 nicht losgelassen. in vain und Blumenstück leben aus dieser Beziehung. Ebenso limited approximations (2010) und 11000 Saiten (2022).»

Während aber einige dieser Werke immer wieder gespielt werden, war fremde welten seit mehr als 20 Jahren nicht mehr im Konzert zu hören. Das hat auch technische Gründe. «Die Stimmgeräte», schreibt Haas, «waren damals noch nicht so entwickelt wie heute. Im Wesentlichen war eine graue mikrotonale Streichermasse zu hören – gegen den Kontrast des präzise gestimmten Klaviers. Heute ist das anders. Stimmgeräte mit Kontaktmikrophonen berücksichtigen ausschließlich die Tonhöhen des zu stimmenden Instrumentes. Und viele Musiker:innen haben mittlerweile Erfahrung sowohl mit reiner Intonation als auch mit Viertel- und Sechsteltönen gemacht. In fremde Welten wird jetzt das wahrgenommen werden, was in den Noten steht.»

1+1 AKTION

Mit dem Promocode KONS1+1 erhalten Sie beim Kauf einer Vollpreiskarte für HDM IN CONCERT:konsTELLATION am 27.2.25 die zweite Karte für Ihre Begleitung gratis dazu.

Zur unseren Aktionen

HDM IN CONCERT:
ENSEMBLE KONSTELLATION

C. P. E. Bach, Schnittke, Pärt und Haas
Leitung & Violine Ivana Pristašová
27.2.25
Beginn 20.00 Uhr. Großer Saal.

INFOS & KARTEN

Weitere Beiträge

Alle anzeigen

Ein klangschöner Zeitvertreib

weiterlesen

Wir präsentieren den Spielplan 25/26

weiterlesen

Für die im Dunkeln

weiterlesen