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Expression, Freiheit, Struktur

Wolfgang Mitterer, Komponist und Musiker an Orgel und Live-Electronics, hat sich schon in der Vergangenheit mehrfach berühmter Stummfilme angenommen. Nosferatu und Sonnenaufgang von Friedrich Wilhelm Murnau finden sich in der Liste der Vertonungen, sein aktuelles Werk symphony of craze komponierte er zu Das Cabinet des Dr. Caligari (1920) von Robert Wiene.

Die Sinfonie kann als eigenständiges Werk aufgeführt werden oder, wie im Haus der Musik Innsbruck, als Musik zu dem berühmten Stummfilm, der mit seiner expressionistischen Ästhetik als zentrales Werk des Genres gilt. Die Österreichische Erstaufführung durch das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck (TSOI) dirigiert Oswald Sallaberger, der die Streicher erstmals mehrfach besetzt.

Das Zusammenwirken von akustischer und elektronischer Musik ist ein zentrales Element in Wolfgang Mitterers Musik, der damit der Virtuosität und Spielfreude der Musiker:innen den nötigen Raum gibt, ihnen das Spielen von Füllfloskeln abnimmt und zugleich das zur Verfügung stehende Klangspektrum ausweitet.

Mitterers Affinität zum Film passt zu den zahlreichen dramatischen Werken – Opern, Theatermusiken und «Special Projects» – in seinem Oeuvre. Er selbst bezeichnet sich als «großen Freund musikdramatischer Tendenzen in der Neuen Musik». Ebenso selbstverständlich bindet er Improvisation in seine Werke ein, wenn auch bei Kompositionen für klassisch ausgebildete Musiker:innen nicht unbegrenzt. In gewissem Maß schafft er den Mitgliedern des TSOI auch in symphony of craze Spielraum für die eigene Fantasie. «Den Schlagwerkern lasse ich oft die Freiheit, Instrumente selbst zu wählen.»

Den Raster gibt bei dem Orchesterwerk jedoch der Film vor. Ein Timecode, der die ganze Zeit hindurch mitläuft, erleichtert die Synchronisation von Film und Musik. Die Electronics, insgesamt 270 Samples, sind von Mitterer vorgegeben und auf das Orchester abgestimmt. Ihre Steuerung übernimmt der Pianist, jene des gesamten Apparats Dirigent Oswald Sallaberger. Unter seiner Leitung fügen sich Bild und Ton perfekt getimt in einem dichten, komplexen Werk zusammen.

Zur Person:

Wolfgang Mitterer gilt zu Recht als einer der innovativsten und vielfältigsten Komponisten und Musiker an Orgel und (Live-)Electronics. In seinen Werken setzt er oft elektronische und akustische Instrumente miteinander in Beziehung, erschließt sich unterschiedliche Gattungen, oft auch in ungewöhnlichen Besetzungen. Orchestermusik, Opern und Kammermusik und Tape- oder Orgelsolostücke finden sich ebenso darunter wie groß besetzte Werke, an deren Aufführung große Chöre, Feuerwehr oder Holzfäller beteiligt sind.

Filmmusiken wie die aktuelle Live-Vertonung von Das Cabinet des Dr. Caligari nehmen dabei breiten Raum ein.

SCREEN & SCORE: DAS CABINET DES DR. CALIGARI

Mit Wolfgang Mitterers Stummfilmmusik (ÖEA)

FR / 27. 10.23
Beginn 20.00 . Großer Saal

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