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Von der Academie zum Konzert – und wieder zurück

«Ein Schiff der Stadtgilde trug die Musiker, die über 50 Instrumente jeglicher Art verfügten. Sie spielten die ganze Zeit die schönsten […] Sinfonien, welche Seiner Majestät derart gefielen, dass sie […] dreimal wiederholt werden mussten.»

 

Alles wird größer

Dieser Bericht von der Uraufführung der Wassermusik zeigt deutlich, dass Händel im London von 1717 ein gefeierter Komponist war, der eine enorme Popularität genoss. Allerdings täuscht er darüber, wie Konzerte in dieser Zeit allgemein aussahen. Das Konzert, so wie wir es heute kennen, entstand nämlich erst mit dem Beginn des bürgerlichen Musiklebens im 18. Jahrhundert. Die bekannten europäischen Konzerthäuser wurden sogar erst Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet. Die Entwicklung der Musik und Konzerthäuser bedingte sich gegenseitig, es ging in eine Richtung: Alles wurde größer. Damit wandelte sich die Aufführungspraxis in der Romantik völlig und brachte die Funktion des Dirigats mit sich, das es vorher in dieser Form nicht gab. Ensembles wurden früher überwiegend von einem aktiven Musiker geleitet, sei es vom Cembalo oder von der Geige.

Mozart und Beethoven leiteten in ihren «Academien» das Orchester vom Klavier aus. Je größer aber das Ensemble bzw. Orchester wurde, umso wichtiger wurde der:die Dirigent:in. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts begann man, auch ältere Musik mit großen Streichinstrumentegruppen zu machen und auf das Continuo wurde häufig verzichtet.

Historische Aufführungspraxis heute

Die Kenntnis der historischen Aufführungspraxis ging immer mehr verloren, bis in der Mitte des 20. Jahrhunderts Pionier:innen wie Nikolaus Harnoncourt, Reinhard Goebel und viele andere sich wieder an der originalen Praxis orientierten. Sie führten nicht nur alte Instrumente ein, sondern legten Wert auf historische Artikulation und Phrasierung. Die Tempi wurden an die damalige Praxis angeglichen, Ensemblegrößen deutlich verkleinert.

Anfangs noch belächelt, hat sich die Alte-Musik-Szene aber längst etabliert. Mittlerweile arbeiten diese Spezialist:innen auch mit modernen Orchestern. In unserem Academie Konzert mit Händels Wassermusik leitet der Konzertmeister der Akademie für Alte Musik Berlin das Orchester
konsBarock. Er ist ein solcher Spezialist, der die Aufführungspraxis von der Pike auf gelernt hat. Für die Studierenden des Tiroler Landeskonservatoriums bringt das eine gänzlich andere Musizierweise und eine neue Erfahrung, die sie hoffentlich auf ihrem weiteren Ausbildungsweg begeistert weiterverfolgen.

TEXT Wolfgang Laubichler
BILD Andreas Höfer

ACADEMIE KONZERT: HÄNDELS WASSERMUSIK

Georg Kallweit und das Orchester konsBarock

MI / 22. 11.23
Beginn 20.00 . Großer Saal

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