Jede Musik hat verschiedene Funktionen, von denen mir folgende besonders wichtig erscheinen: Religiöse bzw. spirituelle Überhöhung, intellektuelle, emotionale und ästhetische Anregung, Unterhaltung und Repräsentation. Die Grenzen dazwischen sind bei „Klassischer Musik“ so gut wie immer durchlässig. Durch Schönheit oder etwas, das man nicht in Worte fassen kann, werden darüber hinaus ästhetische und emotionale Aspekte angesprochen, die solche Musik einfach zu etwas ganz Besonderem machen. Bei Johann Sebastian Bach kommt noch die religiöse Komponente dazu, durch die sein Schaffen so einmalig ist. Viele halten ihn vielleicht auch deshalb für den besten Komponisten aller Zeiten.
Eine Saison im Zeichen Bachs
In unserer Reihe im Haus der Musik Innsbruck widmen wir uns in der Saison 24/25 diesem Ausnahmekomponisten. Ausgangspunkt der Überlegungen waren die beiden legendären Zyklen aus Bachs letzten Lebensjahren, nämlich die Kunst der Fuge und ein Musikalisches Opfer. Letzteres wird auf historischen Instrumenten durch das Ensemble Diderot unter der Leitung des Geigers Johannes Pramsohler aufgeführt und durch eine Videoinstallation umrahmt. „Drei Bildschirme mit Videos, die die Musiker in Echtzeit begleiten, und ein ausgeklügeltes Lichtkonzept ermöglichen eine multisensorische Erfahrung und ein völliges Eintauchen in das Werk“, so Johannes Pramsohler. Die Kunst der Fuge wird hingegen in einer ungewöhnlichen Triobesetzung mit Posaune, Schlagwerk, Klavier und Elektronik wiedergegeben. Das Trio nähert sich ihr auf seine ganz persönliche Art: Es entstehen inspirierende Wechselwirkungen zwischen heutiger Perspektive und Ursprung, historischer Aufführungspraxis und zeitgenössischer Spielkultur, und sie lassen das etwa 270 Jahre alte Werk wie einen archäologischen Fund in einem neuen, gegenwärtigen Licht erscheinen.
Robert Levins einmalige Einspielung des Wohltemperierten Klaviers auf vier unterschiedlichen Instrumenten stand Pate für die Idee einer gesamten Aufführung beider Bände dieser großartigen Sammlung von Präludien und Fugen. Drei Meister ihres Fachs spielen an jeweils zwei Abenden am Cembalo, Konzertflügel und Akkordeon. Seit einigen Jahren befassen sich Akkordeonisten mit dem Klavierwerk Bachs und schaffen einmalige Klangwelten mit Möglichkeiten, die über die der beiden üblichen Instrumente hinausgehen.
Genauso wie das Klavierwerk Bachs alle Cembalist:innen und Pianist:innen bis heute herausfordert, sind für Geiger:innen die Sonaten und Partiten für Solovioline Meilensteine, an denen niemand vorbeikommt. „Bin ich Geigerin geworden, um Bachs Solowerke zu spielen, oder spiele ich Bachs Solowerke, um Geigerin zu sein?“ wie Midori Seiler im Booklet zu ihrer Aufnahme dieser Stücke schreibt. Zwei erstklassige Interpretinnen teilen sich diesen Zyklus an zwei Abenden, ergänzt um jeweils ein neues Stück des italienischen Komponisten Fabio Nieder, die er im Auftrag des HDM schreibt.
Bach hat schon immer Musiker anderer Genres insbesondere des Jazz beeinflusst. So wird im März 2025 ein neues Werk des Tiroler Komponisten Wolfgang Mitterer erklingen, das er „in Gedanken an J. S. Bach“ für ein größeres Jazzensemble mit ihm selbst am Klavier improvisierend auch im Auftrag des HDM komponiert. Jazzig aber auf Bach bezogen gibt der Salzburger Pianist Georg Vogel im Oktober 2024 einen Soloklavierabend.
Vermutlich unterstreicht die große Anzahl an Bearbeitungen Bachs enorme musikgeschichtliche Bedeutung. In diesem Sinne beschäftigen sich zwei prominente Blaskapellen Tirols mit Bach in einem Konzert, das in Kooperation mit dem Tiroler Blasmusikverband stattfindet.
Die schon zitierte Starbarockgeigerin Midori Seiler übernimmt die Leitung des konsBarock-Orchesters in einem Academie Konzert, in dem das berühmte d-Moll Konzert für zwei Violinen erklingen wird. Ebenfalls historisch informiert aber ohne Bach führt Howard Arman das TSOI programmatisch von Innsbruck nach Italien.
Der letztjährige Preisträger des Busoni-Wettbewerbs wirft u.a. einen Blick auf Bach durch die Brille von Ferruccio Busoni, und das außergewöhnliche Ensemble konsTELLATION lässt den bedeutendsten Sohn Bachs, nämlich Carl Philipp Emanuel, in einem spannenden Programm, das Musik von der Vorklassik bis ins 20. Jahrhundert verbindet, zu Wort kommen.
Mit Schlussworten von Johann Sebastian Bach wollen wir Sie in die neue Spielzeit einladen: „…aller Music […] Finis und End Uhrsache [soll] anders nicht, als nur zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths seyn. Wo dieses nicht in Acht genommen wird – da ist keine eigentliche Music…“.
Ihr
Mag. Wolfgang Laubichler
Direktor Haus der Musik Innsbruck
KONZERTPROGRAMM DER SAISON 24/25
Karten für die Saison 24/25 sind ab 18. Juni 2024 erhältlich. Der exklusive Vorverkauf für Abonnent:innen und LEOPOLD-Mitglieder startet bereits am 04. Juni 2024.
ABOS IM HDM
Mit den Abos der Konzertsaison 24/25 haben Sie Ihren festen Platz und genießen eine feine Auswahl aus unseren Konzertreihen. Außerdem sparen Sie bis zu 30 % gegenüber dem regulären Kartenpreis.
ACADMIE KONZERTE
EIN BAROCKES STREICHERFEST
Midori Seiler und das Orchester konsBarock
20.11.24
MOZART 1770 – VON INNSBRUCK NACH ITALIEN
Howard Arman und das TSOI
14.2.25
HDM IN CONCERT
WERNER-PIRCHNER-PREIS 2024
Finalkonzert: Klarinette und Horn
6.10.24
KLANGWELTBUMMELN
Erlebnis Musik
9.11.24
AUFTAKT – KONSPRECOLLEGE
Studierende & Preisträger:innen Prima La Musica
30.1.25
ENSEMBLE KONSTELLATION
C. P. E. Bach, Schnittke, Pärt und Haas
27.2.25
BACH – SONATEN & PARTITEN I
Ariadne Daskalakis, Violine
23.5.25
BACH – SONATEN & PARTITEN II
Joanna Kamenarska, Violine
13.6.25
BLASMUSIK MEETS BACH
Bearbeitungen für sinfonisches Blasorchester
21.6.25
WORT & MUSIK
GROSSE KLEINE LEUTE
Musik und Texte von Purcell bis Brecht
12.3.25
KLAVIER & CO
BUSONI PREISTRÄGERKONZERT
Bach, Busoni, Chopin und Mussorgski
7.11.24
DIE KUNST DER FUGE
Ein elektro-akustisches Hörabenteuer
15.1.25
DAS WOHLTEMPERIERTE KLAVIER I
Am Klavier, Cembalo und Akkordeon
3.4.25
DAS WOHLTEMPERIERTE KLAVIER II
Am Klavier, Cembalo und Akkordeon
8.5.25
JAZZ IM HDM
JAZZ IM HDM
JAZZ PIANO SOLO I
Georg Vogel, Klavier
11.10.24
FLORIAN BRAMBÖCK & KLAUS SCHUBERT
Jazz trifft auf Metal
7.2.25
WOLFGANG MITTERER – 437 HERTZ (UA)
Temperiertes und Variationen in Gedanken an J. S. Bach
19.3.25
JAZZ PIANO SOLO II
Martin Gasselsberger, Klavier
9.4.25
SCREEN & SCORE
BACH – EIN MUSIKALISCHES OPFER
Eine visuell-poetische Realisierung
30.11.24
CONTAKT
CONTAKT
ALTE MUSIK IM GESPRÄCH
9.10. & 4.12.24
22.1. / 19.2. / 13.3. / 2.4. / 7.5. & 11.6.25
JAZZ & APÉRO
JAZZ & APÉRO
AFTER WORK CONCERT DER JAZZABTEILUNG
23.10. / 27.11. & 18.12.24
29.1. / 26.3. / 23.4. / 21.5. & 25.6.25
FOLK & APÉRO
FOLK & APÉRO
AFTER WORK CONCERT MIT VOLKSMUSIK
11.12.24
12.2. & 14.5.25
KUSCHELKONZERTE
KUSCHELKONZERTE
INKLUSIVES FAMILIENKONZERTERLEBNIS
18.10. & 15.11.24
7.3. / 28.3. / 9.5. & 13.6.25
